Die vom Münchener Architekten Josef Wiedemann entworfene und 1971 eingeweihte Autobahnkirche Maria am Wege in Windach
Die vom Münchener Architekten Josef Wiedemann entworfene und 1971 eingeweihte Autobahnkirche Maria am Wege in Windach
Unkonventionelle Architektur von Josef Wiedemann aus den Anfang 1970er Jahren – die zeltartige Autobahnkirche Maria am Wege in Windach. Foto: Pit Hinze
Foto oben: Rolf-Dieter Grimm

Ein Feuerwerk von 80 Stimmen

Landsberg / Windach – Für die zwei Chöre des Münchner Chorleiters Michael Armann war es eine spannende Premiere in der Autobahnkirche Maria am Wege, denn die Sängerinnen und Sänger des Landsberger Gospelchors the sweet60s und der Münchener Stephanus Voices hatten zuvor weder gemeinsam gesungen noch gemeinsam geprobt. 

Beide Chöre traten nacheinander mit eigenem Programm auf, bevor sie sich beim Finale zu einem stimmgewaltigen Gesamtchor vereinten.

Der Auftakt dieses magischen Abends gehörte den sweet60s, die das Publikum mit einem bunten Strauß an Gospels, Spirituals und internationalen Songs begrüßten. Mit voller Leidenschaft und strahlenden Stimmen erfüllten die Sängerinnen und Sänger die Kirche mit dem Sound von bekannten Klassikern wie Halleluja, This Little Light, Sag mir wo die Blumen sind, Be Still, Wade in the Water und dem mit Solistin Roswitha Gabner zweistufig gezündeten Gospelsong Operator, Give Me Jesus on the Line. Die Lebendigkeit und Freude, die die durchschnittlich 75 Jahre alten Chormitglieder ausstrahlten, zauberte so manchem jungen Zuschauer ein ungläubiges Grinsen ins Gesicht. 

Dann betraten die Münchener Stephanus Voices die Kirchenbühne – und ließen mit ihrer stimmlichen Erhabenheit die Zeit für einen Moment stillstehen. Total Praise und Händels Halleluja sorgten für Gänsehaut und für so manche Träne der Rührung beim Publikum, das den Chor bei seinen sieben Songs immer wieder mit Standing Ovations belohnte. 

Während dieses außergewöhnlichen Musik-Events bewies Chorleiter Armann eindrucksvoll sein besonderes Talent, die unterschiedlichen Stärken beider Chöre musikalisch herauszustellen.

Charmant und kurzweilig führte sweet60s Tenor Horst Steinberg als Moderator durch den Konzertabend, sodass die musikalischen Höhepunkte nahtlos ineinander übergingen.

Beim gemeinsamen Finale mit beachtlichen 80 Sängerinnen und Sängern entfachten die beiden Chöre ein Feuerwerk der Stimmen, die harmonisch zu einem fulminanten Klangkörper verschmolzen. Und plötzlich schwebte eine Stimmung tiefer Verbundenheit mit dem Publikum im Raum, getragen von der Magie des weltbekannten Songs You raise me up.

Die Chöre beendeten das 90-minütige Konzert nach einer vom Publikum überschwänglich gefeierten Oh Happy Day-Zugabe mit dem bewegenden Klassiker Amazing Grace, gefühlvoll intoniert von der sweet60s-Solistin Angelika Forster-Walter. Unüberhörbar und für die Zuschauer völlig überraschend, sorgte sweet60s-Tenor Jürgen Lechner zum Ende des Songs mit seinem Dudelsack für einen unvergesslichen Schlusspunkt.

Überwältigt und in Hochstimmung feierten die rund 300 Zuschauer beide Chöre mit lang anhaltendem frenetischen Applaus. Für die 80 Chormitglieder war Chorleiter Michael Armann an diesem Abend ihr „Held“.

Und nachdem der letzte Ton verebbt war und das Publikum sich langsam und beseelt aus der Kirche gelöst hatte, stand fest: „Das machen wir wieder.“

Die sweet60s freuen sich jedenfalls schon jetzt riesig darauf!

Zu erwähnen sei noch die nachträglich geäußerte Begeisterung der Münchner Choristen über die außergewöhnliche Kirche mit ihrer zeltartigen Architektur. Sie hätten beim erstmaligen Betreten sofort ein wohliges Gefühl von Leichtigkeit und Geborgenheit empfunden.

Da kann der ortskundige Betrachter nur zustimmen. Die vom Münchener Architekten Josef Wiedemann entworfene und 1971 eingeweihte Autobahnkirche erwies sich als geradezu prädestinierter Aufführungsort. 

Pit Hinze

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