Fotos: Doris Giger, Pit Hinze, Anne Rückert, Renate Schmid, Heinz Wodtke

Viertägige Konzertreise nach Györ und Budapest

Györ/BudapestLet there be Peace on Earth – war das Motto der viertägigen Konzertreise, die den Landsberger Gospel-Chor the sweet60s nach Ungarn führte. Unter der Leitung von Charles B. Logan und musikalisch unterstützt von dem jungen Pianisten Johannes Wiese gastierte der Chor mit zwei Konzerten in Györ nahe Budapest. 

Miklós Karolyi, ein Mitglied des Chors, ist in Györ geboren, lebt aber schon seit 60 Jahren in Deutschland. Noch immer hat er Kontakte zum dort ansässigen Chor Heimatklänge, der vorwiegend deutsches Liedgut pflegt. Miklós war es dann auch, der die Idee in den Chor brachte: „Lasst uns doch ein Konzert in meiner Heimatstadt geben“. Chorleiter Charles und die Chormitglieder waren sofort begeistert. Die Leiterin des Chors Heimatklänge in Györ, Klara Karsai, sagte ihre Unterstützung zu, und so begann das ungarische Abenteuer.

Unzählige Telefonate und hunderte von E-Mails später stand die Planung. Für Mitte Juni wurden Konzerttermine in zwei Kirchen von Györ anberaumt. Es mussten gut fünfzig Personen über vier Tage transportiert, untergebracht, verpflegt und unterhalten werden. Bus chartern, Konzerttermine abstimmen, Plakate und Programmhefte ins ungarische übersetzen und drucken lassen, Hotelzimmer buchen, Abend-Menüs zusammenstellen, Bordverpflegung für die Busfahrt ordern. Um die Choristen und ihre Gäste bei Laune zu halten, wurde sogar ein Ausflug mit geführter Stadtrundfahrt in die nahegelegene Hauptstadt Budapest gebucht.

Erst kurz zuvor hatte der Chor den offiziellen Vereinsstatus zu the sweet60s e.V. erhalten, und nun stellte schon gleich die erste große Herausforderung den neuen Vorstand auf die Probe. Aber dank des unerschrockenen und unermüdlichen Einsatzes der frisch gebackenen Vereinsvorsitzenden Renate Schmid, und der tatkräftigen Unterstützung durch Klara Karsai in Györ und Miklós mit seinen ungarischen Sprachkenntnissen, konnte der Chor die Reise antreten. 

In Györ angekommen, wurden die Chormitglieder von den ungarischen Gastgebern herzlich empfangen und nach einer lehrreichen Stadtführung mit viel Selbstgebackenem, Kaffee und Wein kulinarisch verwöhnt. Gute Stimmung verbreitete sich, und bei gemeinsamen Liedern wurden erste Kontakte zwischen den Mitgliedern beider Chöre geknüpft.

Das erste Konzert eröffnete am Abend der Chor Heimatklänge in der evangelischen Kirche von Györ mit fünf eigenen musikalischen Beiträgen. Die ungarische Chorleiterin Klara Karsai übernahm anschießend die Übersetzung der deutschen Moderation von Chorleiter Logan.

Für eine Überraschung sorgte Logan bei seinen Choristen, als er gegen Ende des Konzerts das Duett The Prayer gemeinsam mit Ehefrau Maya anstimmte. Er widmete dieses Lied seinem Chor, der sich mit einem riesigen Applaus bedankte.

Tags darauf erlebten die Reiseteilnehmer emotional bewegende Momente, als sie auf der Fahrt nach Budapest einen Abstecher zum Soldatenfriedhof in Stuhlweißenburg machten. Alle Chormitglieder hatten dem tiefen Wunsch des ältesten Mitsängers Helmut Gropp (91) entsprochen, seines kurz vor Ende des zweiten Weltkriegs gefallenen und hier begrabenen besten Freundes und all der anderen hier begrabenen Soldaten zu gedenken. – Let there be Peace on Earth wurde vom Chor wohl noch nie an einem passenderen Ort gesungen.

Gropp wurde vom Bruder des Gefallenen, dessen Freund und seinen Töchtern begleitet. Nicht nur sie, auch viele Chormitglieder konnten und wollten Ihre Tränen nicht verbergen, als Chorleiter Logan den Trauernden in den Arm nahm und betonte „Krieg ist nicht die Natur des Menschen, Krieg ist sinnlos und es gibt keine Gewinner.“

Unter diesem Eindruck standen dann am Abend die Vorbereitungen für das zweite Konzert der Reise, in der wunderschönen Karmeliterkirche von Györ. Logan spürte, dass viele der Chormitglieder durch den erlebnisreichen und anstrengenden Tag unkonzentriert und aufgewühlt waren. Mit einem großen Kreis, in dem sich alle Chormitglieder aufstellten, half er, einen Moment inne zu halten, sich auf sich selbst zu besinnen und sich so wieder zu konzentrieren. Gestärkt und hochmotiviert konnte der Chor das Konzert beginnen.

Unter den vielen Zuschauern, die bei schönstem Wetter zum Konzert in die Kirche gekommen waren, schüttelten viele ungläubig grinsend den Kopf über die Stimmgewalt, Präsenz und Lebensfreude des Chors. Logan schaffte es immer wieder, die Aufmerksamkeit seiner Sängerinnen und Sänger auf hohem Niveau zu halten und mit zum Teil sechsstimmigen Songpassagen Gänsehautmomente beim Publikum zu erzeugen.

Organisatorin Renate Schmid resümierte mit einem Augenzwinkern: „Diese Konzertreise hat mir nicht nur schlaflose Nächte bereitet, sondern uns alle großartig beschenkt. Das gemeinsam Erlebte hat unsere Chorgemeinschaft gestärkt und noch enger zusammengeschweißt.“ – Let there be Peace on Earth! 

PS. Wie wir später erfuhren, hatte der Koch des Fischrestaurants, in dem wir am letzten Abend zum Essen reserviert hatten, kurz vor unserer Ankunft die Kasse des Hauses an sich genommen und war getürmt. – Dem Wirt und seinem verbliebenen Personal zollen wir deshalb allergrößten Respekt für das Improvisationstalent und herzlichen Dank dafür, dass wir dennoch alle zu Essen bekamen. 

– Pit Hinze – 

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